Ein häufiges Problem beim Biohacking
Ein häufiges Problem beim Biohacking ist, dass die anfängliche Motivation oft so groß ist, dass man alles Mögliche ausprobieren möchte. Man lässt sich in der Hoffnung auf schnelle Erfolge inspirieren und sabotiert sich dann Schritt für Schritt selbst. Statt langsam anzufangen und regelmäßig zu trainieren, starten wir mit den intensiven Workouts, die die „großen Biohacker“ empfehlen. Statt die Basics wie guten Schlaf, gesunde Ernährung und regelmäßiges Training in den Alltag zu integrieren, greifen wir zu den vielversprechenden „Hacks“. Alles in der Hoffnung, endlich die goldene Kugel gefunden zu haben, die all unsere Probleme löst.
Wir setzen auf „Raten und Hoffen“ statt auf messbare Ergebnisse, was dazu führt, dass wir keine klaren Fortschritte sehen und entweder frustriert aufgeben oder einfach weiter in die falsche Richtung laufen. Dies gilt insbesondere für Ergänzungen, die auf gut Glück vorgenommen werden, in der Hoffnung, dass alles schon funktionieren wird. Hier sind messbare Ergebnisse entscheidend, um den tatsächlichen Nutzen von Biohacking-Methoden zu erkennen und gegebenenfalls nachzusteuern. Denn auch messbare Rückschritte sind wertvoll – aber wir rennen unseren Wunschvorstellungen hinterher und wollen ein „Scheitern“ vermeiden oder unsere Visionen nicht aufgeben.
Die Welt des Biohackings suggeriert, dass es optimale Lösungen für alle gibt, die es uns leicht machen, gesund, fit und voller Energie zu sein. Einfach. Schnell. Günstig. Aber alles hat seinen Preis, auch die Gesundheit. Sie kostet Zeit, Geld und Kraft. Manchmal mehr von dem einen als von dem anderen, aber nichts, was es wert ist, erreicht zu werden, ist umsonst. Und so spannend, aufregend und inspirierend die Hauptthemen des Biohackings auch sein mögen, alles beginnt in unserem Kopf. Unsere Einstellung zum Leben, zur Gesundheit und zur persönlichen Entwicklung bestimmt, wie erfolgreich wir sein werden. Hier beginnt die eigentliche Persönlichkeitsentwicklung.
Das Mindset ist das Fundament
Mindset ist ein schwieriger und überladener Begriff. Im Grunde beschreibt unser Mindset unsere Interpretation der Realität – wie wir die Welt wahrnehmen und was wir daraus machen. Die Summe unserer „Filter“, also alles, was wir im Laufe unseres Lebens gelernt und gespeichert haben, bestimmt unsere Sicht auf die Welt. Diese Filter in unserem Kopf beeinflussen, wie wir die Welt sehen und welche langfristigen Visionen, mittel- und kurzfristigen Ziele wir verfolgen. Sie bestimmen, welche Informationen wir wahrnehmen und wie wir darauf reagieren.
- Ist die Welt grundsätzlich gut oder gefährlich?
- Nehmen wir uns selbst als stark oder schwach wahr?
- Welche Erfahrungen hemmen oder fördern unser Wachstum?
- Welche Überzeugungen haben wir über uns selbst verinnerlicht?
- uvm.
Diese Filter bestimmen auch unser „Warum“ hinter dem Biohacking und können uns sowohl helfen als auch sabotieren. Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns darüber im Klaren sind, warum wir Biohacking betreiben wollen. Ein klares „Warum“ hilft uns, motiviert zu bleiben und unsere Ziele konsequent zu verfolgen. Ohne ein starkes „Warum“ und klare Ziele laufen wir Gefahr, uns in kurzfristigen Erfolgen zu verlieren und langfristig enttäuscht zu werden. Ein bewusster Umgang mit unseren mentalen Filtern und eine klare Vision sind daher essentiell für nachhaltigen Erfolg im Biohacking.
Das ist wichtig und herausfordernd zugleich, denn wir müssen uns selbst ins Gesicht schauen und unserer Vergangenheit auf den Grund gehen. Was wir dort finden, ist nicht immer angenehm, weshalb wir es gerne verdrängen und in unser Unterbewusstsein verbannen. Selbstreflexion und Vergangenheitsbewältigung sind jedoch unerlässlich, um uns selbst wirklich kennen zu lernen. Daran führt kein Weg vorbei. Wenn wir nicht wissen, wohin wir segeln wollen, gibt es keinen günstigen Wind.
Tipp: Das Thema ist komplex, aber es gibt viele gute Bücher zur Selbstreflexion, z.B. „Das Kind in dir muss Heimat finden“. Auch Methoden wie Transformatives Atmen oder eine Auszeit allein in der Natur können helfen, tiefer in sich selbst einzutauchen.
Langfristiges Denken
Ein häufiges Missverständnis beim Biohacking ist der Fokus auf schnellen Fortschritt. Echte Selbstentwicklung erfordert jedoch Geduld und Ausdauer. Statt kurzfristigen Erfolgen nachzujagen, ist es wichtig, das große Ganze im Auge zu behalten. Langfristig denken bedeutet, kleine, kontinuierliche Verbesserungen anzustreben, die sich mit der Zeit summieren. Es geht darum, eine Vision für die eigene Zukunft zu entwickeln und Schritt für Schritt darauf hinzuarbeiten.
So wird ein gesunder Lebensstil zu einem Dauerprojekt ohne Endziel. Statt also nur auf den perfekten Sommerkörper hinzuarbeiten, um im Badeanzug gut auszusehen, geht es darum, ein fitter, gesunder Mensch zu werden. Und das jeden Tag und nicht nur für eine 30-Tage-Challenge. Dieser Mindset-Shift nimmt enorm viel Druck und verändert die Herangehensweise grundlegend.
Langfristiges Denken fällt uns aber schwer, weil es Geduld und Vertrauen erfordert. Gerade in der heutigen Zeit ist es leicht geworden, sich ablenken zu lassen und immer wieder Neues auszuprobieren. Das führt aber dazu, dass wir keiner Methode und keinem Ansatz eine echte Chance geben. Dabei liegt die größte Entwicklungskraft in den einfachen Dingen. In den Dingen, die wir jeden Tag tun und die nicht immer sexy sind. Und wir tappen immer wieder in die Falle der extremen Ansätze, die viel versprechen, aber nicht lange halten.
Tipp: Schreibe auf, wie du in 3-5 Jahren in den Bereichen Körper, Geist, Emotionen, Attraktivität, Beziehungen, Lebensumfeld, Soziales, Karriere und Finanzen sein möchtest. Gib dir in all diesen Bereichen eine aktuelle Bewertung auf einer Skala von 1-10 und schreibe es dann so um, als ob du diesen Zustand bereits erreicht hättest, also „Ich bin stark und muskulös“ statt „Ich werde stark und muskulös sein“.
Beständigkeit > Intensität
Beständigkeit ist ein weiterer Eckpfeiler des nachhaltigen Biohacking-Mindsets. Es ist besser, jeden Tag etwas Kleines zu tun, z.B. sich 30 Minuten zu bewegen, als nur 2-3 Mal pro Woche intensiv Sport zu treiben. Tägliche Gewohnheiten schaffen eine stabile Basis für langfristige Veränderungen. Sie helfen, Routinen zu etablieren, die langfristig nachhaltige Ergebnisse liefern. Deshalb sind Routinen beim Biohacking so wichtig. In jedem Podcast geht es darum, was erfolgreiche Menschen jeden Tag tun, um erfolgreich zu sein – aus gutem Grund.
Das ist schwierig, weil es Veränderung bedeutet. Man probiert nicht einfach etwas aus und ist dann wieder der Alte, nein! Man ändert sich von Grund auf, man ändert sein ganzes Leben. Das macht uns verständlicherweise Angst. Aber ist Veränderung nicht genau das, was dich am Biohacking interessiert?
Tipp: Konzentriere dich auf deinen Tag. Was wäre für dich ein optimaler Tag und wie schaffst du es, diesem Ideal jeden Tag so nahe wie möglich zu kommen? Dann hast du jeden Tag die Chance zu gewinnen. Und denk daran: Perfektion ist eine Illusion. Ein gesunder Lebensstil erfordert Flexibilität. Nimm dir lieber vor, dich jeden Tag 30 Minuten zu bewegen, anstatt dich auf ein bestimmtes Training festzulegen. So schaffst du dir einen Puffer für Tage, an denen es nicht so läuft wie geplant.
Ergebnisse sichtbar machen
Für einen nachhaltigen Erfolg ist es wichtig, Ergebnisse sichtbar zu machen, denn sie helfen uns, unsere Fortschritte zu verfolgen und motiviert zu bleiben. Sichtbare Ergebnisse geben uns ein klares Feedback darüber, ob unsere Maßnahmen tatsächlich funktionieren. Ohne diese Transparenz laufen wir Gefahr, im Dunkeln zu tappen und möglicherweise unwirksame Strategien zu verfolgen. Messbare Ergebnisse ermöglichen es uns, fundierte Entscheidungen zu treffen und unsere Ansätze gegebenenfalls anzupassen. Sie geben uns auch ein Gefühl der Erfüllung und Bestätigung, was unsere Motivation steigert und uns ermutigt, weiterzumachen. Letztendlich sind sichtbare Ergebnisse der Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg, da sie uns zeigen, ob unsere Bemühungen Früchte tragen oder nicht.
Das ist schwierig, weil wir uns selbst einen Spiegel vorhalten und im Zweifelsfall unsere Überzeugungen in Frage gestellt werden. Hatte der Experte vielleicht doch Unrecht, obwohl ich schon allen meinen Freunden von dieser Trend-Diät erzählt habe? Aber genau deshalb funktioniert Biohacking, wenn man offen an die Sache herangeht und nicht Recht haben muss, sondern sich immer wieder neu an den Fakten orientiert.
Tipp: Verwende Tracking-Tools oder ein Tagebuch, um deine Fortschritte festzuhalten. Versuche, nicht zu viele Experimente gleichzeitig durchzuführen.
Vermeidung von Überoptimierung
Wer mit Biohacking beginnt, kommt irgendwann an einen Punkt, an dem Biohacking zum Mittel zum Zweck wird. Man optimiert nicht mehr, um sein eigentliches „Warum“ zu erreichen, sondern weil man es tut und es zur Gewohnheit geworden ist. An diesem Punkt bringt jeder weitere Schritt der vermeintlichen Optimierung nur noch sehr wenig Nutzen. Das ist der Hang zur Überoptimierung.
Plötzlich traut man sich nicht mehr, eine Pizza zu bestellen, weil Gluten drin ist. Man geht nicht mehr gerne vor die Tür, weil das künstliche Licht den Schlaf stören könnte. Man verliert Freunde aus den Augen, weil sie das eigene Interesse nicht teilen. Es gibt noch tausend weitere Beispiele, die man jeden Tag bei bekannten Biohacker:innen beobachten kann. Diese Entwicklung ist auf Dauer weder gesund noch zielführend.
Wenn Optimierung zum Selbstzweck wird, verliert man das eigentliche Ziel aus den Augen: ein gesundes und glückliches Leben zu führen. Biohacking sollte immer als Mittel zum Zweck und nicht als Selbstzweck gesehen werden. Es geht darum, Werkzeuge und Techniken zu nutzen, um das eigene Wohlbefinden zu steigern, ohne dabei den Spaß und die Freude am Leben zu verlieren.
Tipp: Achte auf Balance und vermeide Extreme. Und denke daran: „Die Dosis macht das Gift“.
Weniger, dafür besser
Beim Biohacking ist der Ansatz „Weniger ist besser“ und „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“ besonders wertvoll, sowohl für uns selbst als auch für die Umwelt. Indem wir uns auf das Wesentliche konzentrieren und nur das tun, was wirklich notwendig ist, vermeiden wir Überforderung und unnötigen Stress. Das fördert nachhaltig und langfristig unsere Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Denn letztlich ist keine Maßnahme im Biohacking wertvoll genug, wenn sie mehr Stress und Unzufriedenheit erzeugt.
Gleichzeitig reduzieren wir mit diesen Ansätzen unseren ökologischen Fußabdruck, indem wir weniger Ressourcen verbrauchen und Abfall minimieren. Dieser minimalistische Ansatz hilft uns, bewusster und effizienter zu handeln, was letztendlich zu besseren Ergebnissen und einem gesünderen Planeten führt. Weniger, aber gezielter und effizienter – das ist der Schlüssel zu nachhaltigem Biohacking. Denn was nützt uns ein gesunder Körper bis zum Alter von 140 Jahren, wenn die Welt bis dahin nicht mehr bewohnbar oder lebenswert ist? Hinterfrage also bewusst deine Konsumentscheidungen, auch und gerade beim Thema Selbstoptimierung.
Tipp: Wenn du etwas kaufen möchtest, schreibe es zuerst auf eine Wunschliste. Wenn du es nach zwei oder drei Wochen immer noch haben möchtest, kaufe es. Wenn nicht, streiche es von der Liste.
Zusammenfassung
Biohacking ist für viele der Einstieg in ein gesünderes Leben und in die Selbstverantwortung für Körper und Geist. Gerade am Anfang eröffnen sich so viele Möglichkeiten, dass es fast überwältigend ist. Aber genau darin liegt auch die Stärke, wenn man sich darauf besinnt, worum es eigentlich geht: Ein individueller Ansatz für dich, um deinen Zielen, deinem „Warum“ näher zu kommen. Es ist ein genialer Ansatz, um dein Leben von Grund auf zu überdenken und deinen Lebensstil langfristig und messbar anzupassen und zu verbessern. Mit diesen Grundlagen für ein gesundes Biohacking Mindset kannst du vielleicht einige Fallstricke erkennen und im besten Fall vermeiden. Und solltest du dich doch einmal im Optimierungsdschungel verirren, können dir diese Punkte helfen, deinen Weg wieder zu finden.